„Unsere Kinder“, DEFA Dokumentarfilm
Regie: Roland Steiner, 1989, 88 min
Der Dokumentarfilmer Roland Steiner präsentierte bei der 32. Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche 1989 seinen Film „Unsere Kinder“, für den er über längere Zeit Jugendliche in der DDR begleitet und porträtiert hatte. Die Jugendorganisation der Staatspartei SED, die „Freie Deutsche Jugend“, spielt im Leben der gezeigten jungen Menschen keine Rolle, sie suchten Identität und Sinn in selbst organisierter Gemeinschaft. Gruppen von Punks, Skinheads, Neonazis, Gruftis waren, das zeigt Steiners Film, vor allem in Berlin entstanden, entzogen sich nach Möglichkeit staatlicher Kontrolle und orientierten sich an Vorbildern in westlichen Subkulturen. Doch auch in der Provinz gab es junge Menschen, die den staatlichen Massenorganisationen zunehmend gleichgültig gegenüberstanden. Musik spielte dabei fast immer eine zentrale Rolle. Rex Joswig, 1962 in Anklam geboren, wuchs in Neubrandenburg auf und zog 1981 nach Berlin, wo er 1987 die Band „Herbst in Peking“ gründete und bis heute lebt. Joswig und seinen musikalischen Mitstreitern wurde im Juli 1989 die Auftrittserlaubnis entzogen. Bei einem Konzert hatten sie zu einer Schweigeminute für die Opfer
des Massakers vom Platz des Himmlischen Friedens in Peking aufgerufen. Rex Joswig reiste noch im Oktober über Ungarn in die Bundesrepublik aus. Zusammen mit unseren Gästen, Experten und dem Publikum möchten wir über den Film sprechen und an die Jugendsubkulturen im letzten Jahrzehnt der DDR erinnern, die nachträglich wenig beachtet, zeitgenössisch vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR jedoch genau beobachtet wurden.
Moderation: Dr. Lars Tschirschwitz, stellvertretender Landesbeauftragter für MV für die Aufarbeitung der SED-Diktatur
Den Flyer zur Veranstaltung finden Sie hier.