Wer ist nicht fasziniert von Sandra Hüller, die spätestens seit dem Film „Toni Erdmann“ ihr Publikum weltweit begeistert. Mittlerweile hat sie viele der bedeutendsten Filmpreise gewonnen, ist für den Oscar nominiert und bezaubert ihr Publikum mit der Hingabe und Intensität ihres Spiels. In Interviews wird sie häufig „die Spielwütige“ genannt, was nur unvollkommen die Kompromisslosigkeit und Unbedingtheit ihrer Kunst beschreibt. Sie selbst findet „jede Vereinfachung des Lebens gefährlich“, und das merkt man ihren Rollen an, in denen sich Ehrlichkeit mit Eleganz paart. Gründe genug, sie in einem kleinen Festival mit drei außergewöhnlichen Filmen zu würdigen.

Anatomie eines Falls ist ein 2023 entstandenes im Original französisches Justizdrama mit Sandra Hüller in der Hauptrolle. Regisseurin Justine Triet hat diese mit Blick auf Sandra Hüller geschrieben: Eine erfolgreiche Autorin gerät in den Verdacht, ihren Ehemann getötet zu haben. Im Prozess werden Lebensumstände und die Ehe der beiden seziert, wobei der sehbehinderte Sohn zu einer Schlüsselfigur wird. Sandra Hüller brilliert auch hier. Sie lässt den Zuschauer mit Blicken, Gesten, Bewegungen in ihre Seele blicken und stellt gleichzeitig Distanz her. Gut und Böse, Richtig und Falsch sind in keiner Sekunde eindeutig zuzuordnen. Immer ist Beides im selben Moment. Der Film gewann in Cannes die Goldene Palme und ist für einen Oscar nominiert.